Donnerstag, 21. Januar 2016

BIOGRAFISCHE HINTERGRÜNDE FRANZ ANTON MESMERS

Mesmers Geburtshaus in Iznang am Bodensee

Werfen wir also einen genaueren Blick in das Leben und Werk des Franz Anton Mesmer. Er wurde am 23. Mai 1734 als Sohn eines im kirchlichen Dienst stehenden Jägers in Iznang am Bodensee geboren. Das Haus seiner Geburt existiert noch und ist mit einer Gedenktafel versehen. Franz Anton wuchs weitgehend frei und naturnah auf, streifte als Junge durch die Wälder am Bodenseee, entwickelte eine frühe und enge Bindung zur Natur.

Er promovierte 1765 in Wien zum Doktor der Medizin. Seine Dissertation trug den Titel: "Über den Einfluß der Planeten auf die Gesundheit des Menschen", eine Fragestellung, welche Mesmer nicht — wie fälschlicherweise häufig angenommen — aus astrologischer Sicht, sondern durchaus naturwissenschaftlich stellte:
"dass auch im menschlichen Körper die Flut eintrete, sobald durch dieselben Kräfte, durch welche das Meer und die Atmosphäre anschwillt, auch unsere Säfte in ihren Gefäßen in verschiedene Bewegung und in Aufruhr geraten, zu steigen beginnen und in größerer Menge in der Richtung gegen den Kopf getrieben werden. Bei den Pflanzen ist ein Aufsteigen der Säfte zur Zeit des Vollmondes zu bemerken. Und nichts anderes lernen wir aus der Geschichte verschiedener Krankheiten. Die Epilepsie pflegt sich periodisch besonders zur Zeit des Neu- und des Vollmondes einzustellen, weswegen man sie auch die Mondkrankheit nennt."

1767 heiratete Franz Anton Mesmer eine reiche Witwe, was ihm alsbald ermöglichte, in die Elite der Wiener Gesellschaft aufzusteigen. Er verfügte bald über einen prächtigen Landsitz. Musiker wie Gluck, Haydn und die Familie Mozart zählten zu seinen regelmäßigen Gästen. Mesmer selbst spielte das heutzutage nahezu vergessene Instrument der Glasharfe, das er sein Leben lang liebte und später auch bei seinen Heilungsritualen einsetzen sollte.

Die ersten Schritte auf dem Gebiet des Heilers unternahm Mesmer mithilfe von Magneten. Wie in seiner Dissertation angedeutet, galt sein Interesse den magnetischen Einflüssen des Planetensystem. Seine medizinische Grundidee war zunächst, mithilfe von Magneten den Patienten von seinen Symptomen zu befreien, die er als biomagnetische Störungsvorgänge im Organismus interpretierte. Dazu applizierte er Eisenmagneten am Körper des Patienten. Später versuchte er, deren Wirkung zu verstärken, indem er zusätzlich sich selbst mit Magneten ausstaffierte.

Eine neue Stufe seiner Heilungstechnik war erreicht, als er, etwa im Jahre 1774, entdeckte, dass gleiche Wirkungen auch ohne die Applizierung der Magneten auftraten. Sollte er selbst magnetisch sein? Sein Modell des animalischen Magnetismus gewann an Gestalt: Er nahme an, dass eine Lebensenergie in allen belebten Lebensformen, ebenso wie im belebten Äther des Kosmos fließt. Ungleichgewichte und Disharmonien dieses biologischen Magnetismus führten zu Krankheiten. Heilung fand statt, wenn diese Lebensenergie ihr Gleichgewicht, ihre Harmonie durch die Methoden des Magnetiseurs wiederfand. Die Beschreibungen seiner Interventionen deuten darauf, dass Mesmer sowohl mit direkter Berührung als auch mit Techniken zur Beeinflussung der Aura, den sog. mesmerschen Strichen, arbeitete.

Aus diesen sollte sich in den nachfolgenden Generationen die typische Handbewegung zur Tranceinduktion in der Hypnose entwickeln. Ein weiteres bemerkenswertes wissenschaftshistorisches Detail: Mesmer beschrieb und betonte die Wichtigkeit einer dramatischen Phase der Intensivierung der Symptome, der sog. Krisis. Dieser Begriff sollte, von Mesmer ausgehend, in der Homöopathie Hahnemanns große Bedeutung erlangen.

(Fortsetzung folgt)

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