Sonntag, 17. Januar 2016

FRANZ ANTON MESMER - PIONIER DER MODERNEN KÖRPERTHERAPIE



Auf dem Höhepunkt seiner Popularität war er berühmt wie ein König oder Kaiser. Die Bibliographie des "animalischen Magnetismus", erschienen im Jahr 1800, zählte über 1.000 Titel. Doch mit jedem Jahr wuchs das Unkraut des Nichtwissens über das Wesen, die Essenz seiner Entdeckung.

Als er 1815 starb, war er vergessen. Schüler praktizierten seine Methode, bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, überall auf der Welt. "To mesmerize" ging in den englischen Wortschatz ein und wird bis in die heutige Zeit als Urform der Hypnose dargestellt.

Doch Franz Anton Mesmer (1733—1815) ging es um etwas anderes, nämlich um eine ganzheitliche Heilungsmethode. Sein Fokus war die Bewegung der Lebensenergie im menschlichen Organismus und in der Natur, seine Methode ihre körpertherapeutische Beeinflussung.

Franz Anton Mesmer war der erste ganzheitliche Körpertherapeut der neueren Zeit. Die moderne ganzheitliche Körpertherapie erfreut sich wachsender Verbreitung und Popularität. Vor nicht allzu langer Zeit noch eine belächelte Außenseitermethode, ist es schwieriger geworden, sie zu ignorieren. Freunde und Feinde nehmen zu.

Patienten oder Klienten, je nach Lesart der entweder medizinisch oder psychologisch orientierten Traditionslinien, in denen die Körpertherapie praktiziert wird, suchen in ihr erwartungsfroh eine Alternative zur Verhaltenspsychologie oder Tiefenpsychologie. Die Popularität wächst langsam aber stetig von unten, aber die wissenschaftliche Elite zögert oder verhält sich abwartend bis ablehnend dieser Methode gegenüber. Die traditionelle Kluft von Therapiepraktikern und Therapieforschung ist hier längst nicht überwunden. Aber das ist ja ein alter Hut.

Wenn wir die Frage danach stellen, was denn das Besondere der Körpertherapie ausmacht, so ließe sich als Antwort formulieren, dass ihr ein bestimmtes Menschenbild, ein spezifisches Modell des Körper-Seele-Zusammenhangs zu eigen ist, welches sich nicht nur von anderen psychologischen und psychotherapeutischen Modellen unterscheidet, sondern, zu Ende gedacht, auch den unserer Kultur zugrundeliegenden anthropologischen Konsens potentiell in Frage stellt.

Lebensenergie, als allgemeines Wirkprinzip der Natur und Fundierung eines ganzeheitlichen Menschen- und Naturmodells, hat in diesem Konsens keinen Platz, existiert nicht, und wenn, dann nur in den Hirnen weniger Wirrköpfe. Wilhelm Reich (1897—1957), gilt in unserem Jahrhundert als ein solcher Wirrkopf, der, ohne seinen Vorläufer Mesmer zu kennen, bis in die Details übereinstimmende Vorstellungen über die Funktionsgesetze dieser Lebensenergie formulierte.
Mit F. A. Mesmer beginnt bemerkenswerterweise aber nicht nur die Geschichte der Psychotherapie, wie es der Wissenschaftshistoriker Henry F. Ellenberger feststellt:
"Am schicksalhaften Wendepunkt ... stand also 1775 Franz Anton Mesmer, den man bisweilen mit Kolumbus verglichen hat. Sie haben beide eine neue Welt entdeckt; beide blieben für den Rest ihres Lebens im Irrtum über die wahre Natur ihrer Entdeckungen, und beide starben als bitter enttäuschte Männer."

(Fortsetzung folgt)

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